Was ist Religion? (II)

Die Religion muß von der Ideologie getrennt werden. Die Religion ist geistige Lebendigkeit. Die Ideologie aber macht den Geist unbeweglich. Wenn die Religion, die Aufgabe hat zu verbinden, dann muß sie selbst vollkommen leer (selbstlos) sein und die Instanz, die da verknüpft, muß selbst absolut sein! Welche Entität hat dazu das notwendige Vermögen? Dafür kommt nur das absolute Ich infrage, die reine Aktivität. Wenn das Vermitteln aber selbst nichts weitergeben kann, was wird dann übertragen? Es muß etwas sein, was zwar ist, aber gleichzeitig auch nicht ist. Ein selbstbestimmter Vorgang muß zuerst aus der Zukunft gestartet werden. Die romantische Negativität greift durch alle Seinsstufen hindurch auf eine Welterscheinung zu und objektiviert diese. Das ist der religiöse Anfangsakt, ein Teilprozess, der vom Individuationsprinzip her verursacht wird. Die vermeintliche Religion, als fremdbestimmende Gewalt aus der Vergangenheit muß entmachtet und ihr Aberglaube an die Ware, an die Impfung, an das Klima, an die Gesellschaft, an die unkultivierte Natur, an den Staat, an die Gewalt selbst thematisiert werden. Das Allgemeine muß von einem Besonderen individualisiert werden. Die Religion kann als individuelle Transzendenz nicht von einer Kulturgruppe beschlagnahmt werden. Jede Handlung wird von jener getragen. Auch ein besonderer Inhalt, der für alle Geltung hat, kann nicht Gegenstand einer Religion sein. Nur Kunst kann Religion sein, da sie das reine Vermögen zur Erzeugung einer Ganzheit besitzt. Nur Herrschaft durch Freiheit, nur die Herrschaft der Transzendenz selbst durch die individualisierte Evolution, nur die Hervorbringung einer neuen Wirklichkeit, einer neuen ästhetischen Autonomie kann Religion sein. Die mechanistische Mimesis ist das Gegenteil von Religion, ist kreislaufförmiger Stillstand, der die Menschenwürde der jeweiligen Persönlichkeit verletzt.

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